Armut im Paradies

Was verbindest Du mit Sansibar?
Urlaubsinsel? Sansibar oder der letzte Grund? Gewürze? Traumstrände? Irgendwo in Afrika?

 

Sansibar ist eine im Indischen Ozean gelegen Inselgruppe und gehört als halbautonomer Teilstaat zu Tansania. Auf den beiden Hauptinseln Unguja (häufig Sansibar genannt) und Pemba leben gut 1 Millionen Menschen. Erst seit Ende des 20. Jahrhunderts hat sich Sansibar zum beliebten Reiseziel entwickelt. Seitdem sind vor allem auf der größeren der beiden Hauptinseln Unguja zahlreiche Hotels entstanden und der Tourismus hat sich zum wichtigsten Wirtschaftszweig entwickelt. Leider profitiert der größte Teil der Bevölkerung kaum von diesem Boom, die meisten Hotels sind in europäischem oder arabischem Besitz, die Arbeitsbedingungen in der Tourismusbranche sind prekär und die Löhne genügen meist nicht einmal, um die Familie zu ernähren. Deshalb arbeiten in den meisten Hotels auch vor allem Tansanier vom Festland, wo die Lebenshaltungskosten viel geringer als auf Sansibar sind, sodass die Familien von dem Verdienst über die Runden kommen können, während dies für Sansibari kaum möglich ist. So gehört Sansibar (genau wie Tansania als Ganzes) noch stets zu den ärmsten Regionen der Welt. Nach Wikipedia „beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen 250 US-Dollar. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die Kindersterblichkeit in Sansibar beträgt 54 von 1000 Lebendgeburten. Man schätzt, dass etwa 12 % der Kinder unter akuter Mangelernährung leiden. Die Lebenserwartung bei der Geburt lag 2010 bei 54 Jahren. Dieser Wert lag unter dem damaligen weltweiten Durchschnitt von 67 Jahren.“ (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sansibar – 20.01.2022)

 

Geschichte in größter Kürze

 

Vor allem in der Hauptstadt Sansibar-Stadt mit der zum Weltkulturerbe gehörenden Altstadt Stonetown ist die große Bedeutung, die Sansibar im Laufe der Geschichte gespielt hat, noch zu sehen und zu spüren: Schon im 8. Jahrhundert bereisten arabische Händler die Inseln, bis zum 15. Jahrhundert entwickelte sich Sansibar zu einem wichtigen Knotenpunkt des Handels zwischen Afrika, Arabien und Indien. Als zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Portugiesen auf Unguja eintrafen, fanden sie dort gut gebaute und reiche Städte vor. Bis zum 17. Jahrhundert wurde Sansibar von den Portugiesen kontrolliert, danach wurde es unter Herrschaft des Sultans von Oman zum Zentrum des östlichen Sklavenhandels. 1832 verlegte der Sultan gar seinen omanischen Hof nach Sansibar, in der Folgezeit wurde die inselgruppe auch zum bedeutenden Zentrum des vom Sufismus geprägten Islams. 1890 wurde das Sultanat Sansibar zum britischen Protektorat, erst 1963 erlangte es seine Unabhängigkeit, 1964 kam es zur sansibarischen Revolution der schwarzafrikanischen Bevölkerungsmehrheit gegen die von der arabischen und indischen Minderheit geprägte politisch-ökonomische Führung des Landes. Nach kurzer Übergangszeit als Volksrepublik Sansibar und Pemba vereinigte sich Sansibar am 25.4.1964 mit dem ebenfalls unabhängig gewordenen Tanganjika zu dem Staat Tansania, zu dem Sansibar trotz vorhandener Unabhängigkeitsbestrebungen bis heute gehört. Diese lange Geschichte und all die verschiedenen Einflüsse sind noch heute lebendig, mit guten wie mit schlechten Facetten.